Der letzte Bus vom ICC: Eine Meldung, aber auch ein Statement für mehr Engagement

 

 

Gestern holte der letzte Bus die letzten rd. 30 Bewohner/innen vom ICC ab und brachte sie in ihr neues zu Hause in der GU Heerstraße fast um die Ecke. Damit wird nun auch das ICC geschlossen.

Rechnet man die Zeit der Messehalle 26, aus der die Menschen damals im Dezember 2015 ins ICC umzogen, haben wir diese Unterkunft vom ersten Tag an bis zum letzten begleitet und auch intensiv betreut.

Am 01.10.2015 ging es mit dem Aufbau in der Halle 26 auf dem Messegelände los. Gleich danach wurden die ersten Menschen dort untergebracht. In der Spitze waren es dann rd. 1.200.

Wir haben ab dem ersten Tag die Unterkunft betreut und auch ehrenamtliche Hilfe dort organisiert. Anfänglich vom Betreiber noch ablehnend (“Wir haben über 1.000 Freiwillige bei uns, wir haben keinen Bedarf”) haben damals auch hier am Anfang bis zu 40 Ehrenamtliche pro Tag mitgeholfen und mitgearbeitet, was auch dringend nötig war. Am Ende haben wir sehr viele Tage, viele Abende und manche Nacht dort verbracht.

Wegen des dringenden Bedarfes der Messe Berlin war jedoch klar, dass ca. Mitte Dezember 2015 bereits der Auszug aus der Halle 26 erfolgen muß.

 

Umzug am 18. Dezember

Zu diesem Zeitpunkt war das ICC  bereits als Unterkunft hergerichtet und setzte zum damaligen Zeitpunkt trotz aller Einschränkungen Maßstäbe, selbst wenn man es heute kaum noch glauben kann. Erstmals wurden Trennwände aus Rigips eingezogen, die halbwegs abgeschlossene Bereiche bildeten, und nicht nur einfach Feldbetten in eine Halle gestellt. Die Halle 26 hatte noch solche aus dünnen Messebauwänden. Dazu gab es rd. 20 Zimmer aus den Büros der ehemaligen Direktorenebene der Messe Berlin, die nun als Familienzimmer genutzt werden konnten.

In einer kleinen Karawane ging es über das Messegelände zum ICC.  Dass wir dann am gleichen Abend im vergammelt-verschwitzten T-Shirt auf der Bühne im Ellington-Hotel mit vielen anderen Initiativen den Preis des Bezirkes Charlottenburg-Wilmersdorf für Integration entgegnen nahmen, ist nur eine Anekdote am Rande.

Dennoch und trotz aller Verbesserungen war das ICC natürlich nie eine wirklich gute Unterkunft. Sie stach dennoch lange aus den meisten Turnhallen heraus. Dabei spielten bis gestern auch viele Mitarbeiter des Betreibers eine Rolle, die oft den Unterschied zu anderen Unterkünften ausmachten, dabei aber nie die Nachteile der Unterkunft an sich aufwiegen konnten.

Wir haben für die Halle 26 und dann auch Umzug ins ICC die Arbeit der Ehrenamtlichen koordiniert, bis sich dies einerseits eingespielt und andererseits auch teilweise durch hauptamtliche Mitarbeiter übernommen wurde. Dies ist in einigen anderen Unterkünften bis heute noch anders und erfordert unverändert viele helfende Hände.

Nun ist auch das ICC Geschichte. was aus ihm an sich wird, bleibt sicher noch die nächsten Jahre unklar. An sich hätte dieser Koloss es verdient, wieder zu dem gemacht zu werden, was er mal war: Ein herausragender Messe- und Kongress-Standort. Aber das ist ein anderes Thema.

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Das Freizugskonzept

Wichtiger ist beim Auszug noch Eines: Wir als BERLIN HILFT haben seit dem Frühjahr 2017 versucht, Konzepte zum Freizug des ICC beispielhaft auch für andere Unterkünfte zu entwickeln. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten wir am Ende Erfolg:

Ca. 75 der rd. 200 Bewohner konnten im Bezirk bzw. sehr nahe angrenzend untergebracht werden. Wir konnten erreichen, dass Menschen bzw. Familien mit Kindern in Kita und Schule damit nahe zu diesen unterbracht wurden.

Nicht in allen Fällen ist es trotz langem Vorlauf gelungen, Menschen so unterzubringen,m wie es nötig gewesen wäre. Dennoch ist es aus unserer Sicht ein erster großer Erfolg, dass gut ein Drittel aller Bewohner weitestgehend sozialverträglich und auf sozialräumlich in neue Unterkünfte kam. Das ist ein erster Schritt und ein Beispiel für andere Unterkünfte, deren Freizug noch ansteht.

Wir waren dies natürlich nicht alleine und beanspruchen dies auch gar nicht. Insbesondere Willkommen im Westend wollen wir gerne nennen, ebenso Frau Grote als Flüchtlingskoordinatorin aus dem Bezirk, den Integrationsbeauftragten des Bezirks, Herrn Friedel, Die Mitarbeiterinnen des Betreibers, stellvertretend Olga Nowak, aber am Ende und dennoch nicht zuletzt auch die Mitarbeiter/innen des LAF und ebenso die politische Leitung der Senatsverwaltung IAS speziell Frau Breitenbach und Herrn Tietze. Wenn wir jemanden vergessen haben sollten, bitten wir um Hinweis.

Wir danken allen Mitarbeiter/innen im ICC und auch beim LAF und den anderen Betreibern der neuen Unterkünfte, die einen (fast) problemlosen Umzug bewerkstelligt haben.

Die Menschen sind nun deutlich besser untergebracht und haben es hoffentlich gut getroffen, selbst wenn sie immer noch nicht wohnen, sondern in Gemeinschaftsunterkünften leben.

 

Unser Fazit

Wichtig war uns, dass es dennoch viel gebracht hat, dass wir alle uns hier so engagiert haben. Der Umzug lief deutlich besser als viele andere, es ist ein erheblicher Teil sehr nahe an der alten Unterkunft besser untergekommen.

Es zeigt: Engagement lohnt sich, hat auch positive Ergebnisse und wird auch ernst genommen. Ohne “uns” wäre es sicher nicht so gelaufen.

Deshalb am Ende dieser kleinen Geschichte zwei Appelle:

  1. Gebt nie auf, wenn Ihr Euch ehrenamtlich engagiert, denn es geht viel mehr als Ihr manchmal vielleicht denkt.
  2. Hört auf uns! Mehr als manches Mal bisher, liebe Verwaltung, Politik und Behörde. Es lohnt sich.   Und

    – doch noch ein Punkt – :

  3. Nehmt gelungene Beispiele als Anlass zum noch besser machen und dabei als Vorbild und als Grundlage. Es kostete am Ende alle viel Mühe und Kraft, bis zu diesem Ergebnis zu kommen. Das wäre auch einfacher gegangen.

Liebe ehemalige Bewohner: Wir haben hoffentlich Euer Leben besser gemacht und Euch helfen können. Das war und ist das Ziel. Ihr müßt viel selbst machen, und nicht immer kann man Euch dabei helfen. Wir können nur versuchen, Euch die Grundlagen dafür so zu schaffen, dass es nicht schon an diesen scheitert.

Vielen Dank an alle Beteiligte und alles Gute für Euch! Viele Erinnerungen, Erlebnisse und nun auch etwas Wehmut bleiben. 

 

Eine kurze Anmerkung in eigener Sache: Wir machen gerade eine Umfrage, um uns noch besser zu machen: 3 Minuten reichen. Vorab vielen Dank an Euch! Hier der link:

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