Erste Eindrücke von der modularen Unterkunft Wittenberger Straße

UPDATE (27.01.2017):

Neben den im Beitrag bereits benannten vier Turnhallen wird aus Steglitz-Zehlendorf mit der Leo-Baeck-Straße eine fünfte Turnhalle ebenfalls in die Wittenberger Strasse ziehen. Zudem werden aus der Unterkunft in der Stresemannstraße nun Familien mit rd. 90 Personen auch in die Wittenberger Straße gehen.

Der Betreiber ist mit der Volkssolidarität auch offiziell bestätigt.

 Die erste Belegung wird so am Ende zu rd. 40% aus Familien bestehen. Darunter sind rd. 50 schulpflichtige Kinder. Nach Angaben des Bezirks sind Schulplätze für die umziehenden Kinder hier ebenso sichergestellt wie für die noch kommenden.

Heute, 27.01., gibt es um 17 Uhr eine Info-Veranstaltung für die Anwohner. Dazu wird am Montag, 30.01.. von 15.00 Uhr bis 18.30 Uhr ein Tag der offenen Tür stattfinden, bei dem die Gebäude besichtigt werden können.

Heute haben wir die modulare Unterkunft für Flüchtlinge (MUF) besichtigt, die in der Wittenberger Straße 6 entsteht. In der ersten Februarwoche sollen dort Menschen aus vier Turnhallen einziehen.

Die Gebäude an sich sind zwischenzeitlich abgenommen und weisen nur och übliche geringfügigere Mängel auf. Noch fehlt hingegen die komplette Einrichtung der Zimmer. Dies soll ab nächster Woche erfolgen.

Grundsätzlich sind diese modularen Unterkünfte erst einmal das, was ihr Name auch sagt: Sie sind modulbar und standardisiert aufgebaut. Nur auf diese Weise ist die kurze Bauzeit erklärbar, die in diesem Fall von ca. März 2016 bis eben Januar 2017 dauerte. Mit dem Vorlauf ist man bei rd. 11 Monaten insgesamt.

Da diese MUFs alle nach mehr oder minder dem gleichen Schema aufgebaut sind, wollten wir uns dies einmal näher anschauen. Der Grundaufbau ist in diesem Fall, dass es ein eingeschossiges Empfangsgebäude gibt, durch das der Zutritt besetzt mit einem Empfang möglich ist. Auf dem Gelände gibt es dann zwei Gebäude, die aus jeweils drei identischen Modulen bestehen. Diese sind wiederum insoweit identisch, dass im Erdgeschoss in sich abgeschlossene Wohnungen vorhanden sind. Diese sind auch behindertengerecht ausgebaut und haben jeweils eigene Küchen und WC- bzw. Duscheinheiten. Alle Module und deren jeweilige Eingänge sind über behindertengerechte Rampen erreichbar.

 

In den Etagen darüber hingegen sind Gemeinschaftsküchen und nach Männern und Frauen getrennte WC-/Duschbereiche vorgesehen. Die Zimmer sind entweder Einzelzimmer oder mit den benachbarten Räumen vereinbar, so dass z.B. eine Familie dort leben kann. In den jeweils ersten Modulen der beiden Gebäude ist ein Aufzug eingebaut, in den beiden jeweils folgenden Modulen kann dieser später nachgerüstet werden. Damit sind die jeweils ersten Module beider Gebäude für Familien mit kleinen Kindern oder auch gehbehinderte oder alte Menschen prädestiniert.

Die Gebäude sind alle mit bodentiefen Fensterelementen ausgestattet. In den oberen Etagen sind diese zwar nur in der oberen Hälfte zu öffnen, aber die Belichtung ist dadurch sehr gut. Sanitärbereiche und Küchen sind Innenliegend, aber das ist heute auch kein großes Problem mehr. Dazu verfügen die Gebäude über Fußbodenheizung, die pro Raum steuerbar ist.

Es gibt in jedem Modul und auf jeder Etage auch Gemeinschaftsräume, die man nach Bedarf ausstatten und nutzen kann. Dazu ist das Empfangsgebäude mit einem großen Raum für ca. 60-80 Menschen ausgestattet. Daneben befinden sich im Empfangsgebäude auch Räume zur Lagerung, für den Betreiber, Schulungsräume und auch Räume für Waschmaschinen und Trockner in entsprechender Anzahl für die geplante Anzahl von bis zu 450 Menschen, die hier später leben sollen.

Im Innenhof ist witterungsbedingt natürlich derzeit weder alles fertig noch wirklich erkennbar. Nach Aussage des Bauleiters und der Pläne soll sich dies natürlich noch ändern. Später soll es Aufenthaltsbereiche, Sitzmöglichkeiten und und einen Spielplatz geben.

Diese konkrete Unterkunft in der Wittenberger Strasse liegt – wie so manche der noch geplanten – etwas abseits und nicht mitten in der Stadt. Natürlich gibt es auch zentralere Lagen, aber hier befinden wir uns an der Endhaltestelle der S 7 in Ahrensfelde. Das ist im konkreten Fall vielleicht nicht “urban”, aber dennoch wohnen sehr viele Menschen im Umfeld. Direkt angrenzend sind viele Wohngebäude, teils Platten, aber auch Nach-Wende-Neubauten und alle Dinge, die man zum täglichen Bedarf benötigt.
Direkt angrenzend ist eine Grundschule und eine Kita, die hoffentlich auf die neue direkte Nachbarschaft auch schon eingerichtet sind.

Der erste Eindruck ist also ganz klar ein guter. Gerade für Menschen, die aus einer Notunterkunft und aus einer Turnhalle kommen, ist dies eine Quantensprung in der Unterbringung. Es sind abgesehen von den Wohnungen im Erdgeschoss keine eigenen Wohnungen, aber es ist eine sehr vernünftige und auch durchdachte Unterbringung. Man kann daraus auch viel in der realen Umsetzung und mit einem guten Betreiber machen.

Wichtig ist uns in diesem Zusammenhang, dass man das Ganze zwar immer noch als Gemeinschaftsunterkunft definiert, aber im Betrieb eher als Wohnen wahrnimmt. Ein Betreiber sollte aus unserer Sicht seine Aufgabe mehr als die eines Organisators und Betreuers sehen, denn als Kontrolleur in allen Lebenslagen. Wie sich dies in der Realität dann gestalten mag, bleibt einfach abzuwarten. Aber für die Menschen, die hier in Kürze leben, ist es wie gesagt eine deutliche Wendung zum Positiven. Solche Unterkünfte machen also auch Hoffnung für die Zukunft.

 

 

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